Im Zweifel für die Hoffnung
„Im Sommer war die vom Dach her aufgeheizte Luft mit dem Duft der getrockneten, selbstgeernteten Kräuter und Blüten erfüllt – ein Gemisch aus Lindenblüten, Kamille, Hagebutten, Pfefferminz. Aus ihnen wurden die Kräutertees zubereitet, die wir zum Abendbrot tranken.“ Hildebrand Henatsch zeichnet in seinen Lebenserinnerungen das Bild seiner Kindheit auf dem Gut Stuthof in Westpreußen; ein Bild vom „Paradies“… bis zu dem Januartag 1945, als die Flucht der Familie begann. Im Angesicht des Verlorenen geht Hildebrand Henatsch dennoch seinen Weg vorwärts gewandt, einen Weg, der seinen Anfang nimmt in der großbürgerlichen Welt auf dem elterlichen Gutshof, durch krisenhafte Entwicklungen hindurch zu dem ihm ganz Eigenen.
Er, „der nicht die Wege der anderen gehen mag“, will Theologe werden. In der Gnade Gottes stehend, sucht er als Pastor die Nähe der Schwachen und Armen, ob im Pfarramt, im „Kirchlichen Dienst der Arbeitswelt“ oder später als Stimme der Arbeitslosen und des „interkulturellen Dialogs“ im sozialen Brennpunkt seiner letzten Kirchengemeinde, der Emmausgemeinde in Hamburg-Wilhelmsburg. Die Lebenserinnerungen von Hildebrand Henatsch sind nicht nur Zeugnis einer bewegenden Familiengeschichte, sie sind auch Zeugnis des politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Wandels des 20. Jahrhunderts.